Der hat doch bestimmt heute Morgen noch nichts gefrühstückt??!

gefruehstueckt„Oh, der hat doch bestimmt heute Morgen noch nichts gefrühstückt!?“ So oder so ähnlich lauten doch meist die Kommentare der Hundebesitzer, die dann noch mit ihrem Hund demonstrativ die Straßenseite wechseln. Wer kennt das nicht? Nur ein kleines Ziehen des eigenen Hundes an der Leine, kein akkurates Bei-Fuß und allein das veranlasst so manchen Hundebesitzer seinen eigenen Hund, häufig noch in einer strangulationsähnlichen Position mit straffer Leine, auf die dem anderen Hund abgewandte Seite zu zerren. Das dieser Hund diese Aktion dann noch überlebt grenzt in vielen Fällen dann noch an ein Wunder.

Um das mal ganz deutlich zu sagen, ärgern mich solche Situationen. Und wisst ihr was mich daran ärgert? Es ist genau der Fakt, dass ich mich darüber aufrege und mit einem schlechten Gefühl oder Wut im Bauch aus dieser Situation herausgehe.

Heute Morgen ergab sich wieder einmal so eine Situation. Ich war mega gut drauf. Mir schien sozusagen die Sonne aus dem Hintern. Beide Hunde liefen dementsprechend toll an der Leine. An einer ziemlich engen Stelle kam uns ein Mann entgegen mit einem ziemlich alten Pudel. Leroy bekam wieder einmal aus Neugier einen langen Giraffenhals und seine typischen Glotzaugen. Naja, Leroy hat scheinbar auch nicht das beste Sehvermögen. Jedenfalls schielt er wie Clarence der Löwe. So war es für mich auch wenig verwunderlich, dass ein Kommentar vom anderen Hundebesitzer kommen musste.

Die haben bestimmt noch nichts gefrühstückt!!?

Da ich aber so gut drauf war und innerlich nicht aggressiv wurde, waren Leroy und Melody absolut ruhig und ich entgegnete in einem freudigen Ton und mit einem Lächeln auf den Lippen lediglich „nein, da haben sie sogar Recht“. Wisst ihr was dann passierte? Nichts. Wir unterhielten uns ziemlich lange sehr nett. So erfuhr ich, dass seine Pudelhündin bald 18 Jahre alt werden und dann den Führerschein machen würde und er selber vor einigen Jahren zwei noch größere Kaliber als ich an der Leine geführt habe.

Was ich damit sagen möchte ist, dass wir in unserem Leben oftmals verleitet werden. Wir geraten in eine Situation, die unserem inneren Futzi ziemlich gut in die Karten spielt und ihn dazu verleitet Party zu machen. Situationen, die im Normalfall absolut langweilig und ruhig ablaufen würden trimmt der innere Futzi auf Action inklusive der wunderbarsten Bewertungen.

Ein Beispiel aus dem Hundealltag. Ihr geht mit eurem Hund spazieren. Bereits mehrfach hattet ihr schlecht laufende Hundebegegnungen. Es läuft eigentlich immer gleich ab. Ihr seht schon von Weitem einen Hund und eurer innerer Futzi kreiert den besten Hollywoodfilm, den ihr euch überhaupt nur ausmalen könntet. Es steht ganz außer Frage, dass dieser Film kein Happy End haben wird. Euer Hund wird ganz klar die Hauptrolle spielen und euch den allerfeinsten Affentanz an der Leine vortanzen. Euch wird diese Begegnung wieder einmal eine regelrechte Gedankenparade bereiten. Zeitgleich wird sich eure Atmung verändern, ihr haltet eure Leine nun viel fester, ihr lauft viel langsamer (Anmerkung: seine Geschwindigkeit verlangsamen bedeutet in der Hundesprache, dass wir Kontakt möchten) und eure komplette Körpersprache lässt euren Hund nichts Gutes erahnen. Euer Hund wird bereit sein euch den Superman zu machen.

Findet ihr euch darin wieder? Ihr selbst habt euch doch bestimmt schon einmal gefragt weshalb euer Hund bei eurem Hundetrainer oder anderen Menschen an der Leine plötzlich so vernünftig an anderen Hunden vorbeigehen kann.

Ich habe für mich mittlerweile erkannt, dass ich in meinem Film selber die Regie führen kann. Wenn ich mal ein Problem in Hundebegegnungen habe, dann habe ich mir selbst, verkleidet als innerer Futzi, schon vorher meinen Film zurecht gesponnen oder ich bin NICHT BEI MIR. Häufig sind es dann die Situationen in denen ich mich viel zu sehr auf mein Gegenüber konzentriere und nicht auf mich SELBST. Ich ärgere mich über unseren Nachbarn, dass er mir mit seinem Hund entgegen kommt und obwohl soviel Platz ist genau auf unsere Straßenseite wechseln muss. Unser Futzi interpretiert unbewusst und schneller als wir es bemerken haben wir uns selbst wieder einmal ins Hamsterrad begeben und werden bei der nächstbesten Gelegenheit bravourös heraus geschleudert. So hätte es mir auch in der oben beschriebenen Hundebegegnung ergehen können. Mein Futzi hätte dazu nur auf den Kommentar des anderen Hundehalters anspringen und diesem Menschen eine böse Absicht unterstellen müssen. Aber ihr seht ja, es war gar nicht so. Dieser Pudelhalter hatte früher selbst große Hunde und sein Kommentar „die haben bestimmt noch nichts gefrühstückt“ war lediglich ein Versuch ein Gespräch zu beginnen.

Es ist dabei ganz egal, ob mein Futzi meint ich hätte in der Vergangenheit schon einmal schlechte Erfahrungen mit diesem Ausspruch gemacht. Es ist nun doch eine ganz andere, neue Situation im Hier und Jetzt. Leider sind wir Menschen oft Meister darin uns eigene Stolpersteine in den Weg zu legen.

Hunde, und das ist so genial an ihnen, leben immer im Hier und Jetzt. Sie kümmert es nicht was gestern war oder morgen sein wird. Für sie ist der Moment wichtig. Daher ist es auch nie zu spät etwas zu ändern. Wir haben unsere Lehrmeister an der Seite und sie werden so lange unaufmüdlich unsere Fehler aufzeigen bis wir aus ihnen gelernt haben.

 

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